Die Philosophie meiner Arbeit mit den Pferden ist, wie man seine Wünsche und Ideen dem Pferd präsentiert. Der Umgang und die Ausbildung orientieren sich an den mentalen und körperlichen Fähigkeiten des jeweiligen Pferdes, das ganz alleine angibt, wie schnell seine Lernschritte verlaufen. Die Ausbildung und das Training unserer Pferde ist  aber zum Teil anders, als das was heutzutage auf Turnieren verlangt wird. Wer bestimmt denn wie und wann ein Pferd Turns, Stops oder ähnliches zu absolvieren hat? Der Richter, der Verband, die Turniergesetze, aber niemals die jeweiligen individuellen Gegebenheiten des Pferdes.

 

Ein paar Worte zum oft so negativ bewerteten Druck: In der Natur des Pferdes gibt es vielerlei Druck physischer und psychischer Natur. Nehmen wir als Beispiel, Pferde auf der Weide. Da wird gerangelt, gezwickt, gebissen, gebockt, gejagt, vertrieben, getreten. Da werden die Ohren angelegt und rangniedrigere Tiere auf ihren Platz verwiesen. Druck ist also ganz alltäglich für das Pferd, er gehört zum Alltag dazu. Deswegen arbeiten auch wir mit Druck. Aber nur so, wie es das Pferd kennt und versteht. Nicht anders. Und nur so viel und so intensiv, wie eben gerade nötig.

 

Ich bewerte das Pferd nicht, sondern arbeite mit ihm gemeinsam, nach seinen individuellen Fähigkeiten und nach seiner Persönlichkeit. Für keine Lektion gibt es einen vorgeschriebenen Zeitplan nach dem man vorgehen muss. Jedes Pferd braucht die Zeit, die es braucht um eine Lektion zu verstehen. Zeit ist dabei das größte Geschenk, das man dem Pferd geben kann! Die physische und psychische Gesundheit des Pferdes ist dabei oberste Priorität. Heutzutage ist Zeit Geld und leider wird in vielen Ausbildungsmethoden in keinster Weise auf das Pferd eingegangen, sondern ausschließlich das Ziel verfolgt, die verlangten, vorgeschriebenen Manöver in kürzester Zeit perfekt auszuführen. Viele der jungen Pferde müssen bereits als dreijährige Höchstleistungen erbringen und sind deshalb sehr häufig schon sehr bald mit körperlichen und psychischen Schäden versehen. Nur allzu oft sieht man dann diese Pferde mit allen möglichen Unarten und mit Problemen an Gelenken, Sehnen und Bändern. Und dass den meisten dieser Pferde, auch die Würde und die Lebensfreude genommen wird, das scheint auch nicht zu interessieren...

 

Mein Ziel ist immer ein physisch und psychisch gesundes, vielseitiges und ausdauerndes Pferd, das mit feinsten Hilfen die Wünsche seines Reiters umsetzt. In meiner Philosophie werden die Pferde mit unendlich viel Geduld und Liebe zu selbstständig arbeitenden und denkenden Partnern ausgebildet. 

 

Vertrauen

 

Wie soll das Pferd uns vertrauen, wenn wir ihm nicht vertrauen? In meiner Arbeit geht es um beidseitiges Vertrauen. Ich möchte einen Partner, einen Freund gewinnen. Ich möchte NICHT Macht ausüben, unterdrücken und eine Maschine oder ein Sportgerät erschaffen. Ich habe gelernt, in die Natur des Pferdes einzutauchen und die Welt aus der Sicht der Pferde zu sehen. Denn nur wenn es uns gelingt, das Pferd zu verstehen, können wir tatsächliches gegenseitiges Vertrauen aufbauen und aufrechterhalten.

 

Kontrolle

 

Das Wort Kontrolle hat für die meisten von uns einen eher negativen Klang. In meinem Pferdetraining geht es aber um eine positive Kontrolle. Ich möchte in der Lage sein, auch in schwierigen oder gefährlichen Situationen mit meinem Pferd, die Kontrolle zu haben. Denn hier geht es vor allem um Sicherheit, um meine und die des Pferdes. Wir haben es hier mit großen, starken Tieren zu tun, die unglaublich schnell reagieren (0,3-0,8 Sekunden beträgt die Reaktionszeit des Pferdes) Wir wollen die Kontrolle über jedes einzelne Körperteil des Pferdes haben: Hinterhand, Kruppe, Vorhand, Schulter, Hals, Kopf,...

Wenn das Pferd gelernt hat, sich positiv kontrollieren zu lassen, bekommen wir ein weiches, nachgiebiges und lernbereites Pferd.

 

Bodenarbeit

 

Hier geht es darum, Respekt, positive Kontrolle und Sicherheit zu erlangen.
Ich zeige dem Pferd, dass ich die führende Position einnehme, und über Richtung und Geschwindigkeit bestimme. Eine klare, solide, gut verständliche Bodenarbeit ist die Basis für jedes weitere Training. Sie ist das Fundament auf das wir aufbauen können. Eckpunkte sind hierbei:

  • Körpersprache
  • Persönlicher Freiraum und Sicherheit
  • Lösen, Freimachen und Kontrolle der einzelnen Körperteile
  • Kontrolle über Hals und Kopf (Lateral und Vertikal)
  • Kontrolle über Richtung und Geschwindigkeit
  • Weichheit und Biegsamkeit
  • Die natürliche Kraft des Fokus
  • Flexion und Impulsion
  • Rückwärts und Seitwärts
  • Gefühl, Zeitgefühl und Gleichgewicht  (Feeling, Timing, Balance)

 

Reiten

 

Bei mir gibt es keinen ständig treibenden Schenkel, kein Ziehen und Zerren am Zügel. Ganz im Gegenteil: Ich möchte, dass das Pferd selbst Verantwortung übernimmt. Dass es Richtung und Geschwindigkeit beibehält, bis ein anderes Signal des Reiters erfolgt. Wir wollen eine leichte und sofortige Annahme der Hilfengebung. Richtige Gymnastizierung ist dabei sehr sehr wichtig! Die reiterliche Disziplin, das Alter und die Rasse des Pferdes spielen hier aber keine Rolle. Pferd ist Pferd, hier geht es um das natürliche Verhalten und die Instinkte die bei jedem Pferd vorhanden sind. Eckpunkte für das Reiten sind:

  • Balance des Pferdes
  • Das Reiten mit losem Zügel
  • Das Reiten mit anstehendem, weichem Zügel
  • Die natürliche Kraft des Fokus
  • Freie und wirkungsvolle Kommunikation über den Zügel und den Sitz
  • Leichtigkeit, Reaktionsvermögen und Impulsion
  • Erarbeiten der richtigen und zentrierten Sitzposition
  • Weichheit, Biegsamkeit und Flexion
  • Gefühl, Zeitgefühl und Gleichgewicht

 

Das Pferd bekommt die Chance, selbst und motiviert nach der richtigen Lösung zu suchen. Positive Verstärkung ist in meinem Pferdetraining das um und auf. Ich möchte ein Pferd das gerne mitarbeitet, das uns gefallen will, das gesund, zufrieden und voller Lebensfreude ist! Abwechslungsreiches Training, Zeit für Entspannung und regelmäßiger Koppelgang mit den Artgenossen sind dafür Vorraussetzung.